Tag 6: Di. 8.3.
Cuenca - Riobamba

Ich! Ich weiß es jetzt. Oder vermute es zumindest. Da, wo bei uns Straßennamensschilder hängen, gibt es in Cuenca "Primero"- und "Segundo"-Schilder. An ihnen sieht man, ob man Vorrang hat. 

Die Nacht über hatte es wieder geregnet. Nach dem Frühstück telefonierte ich dann noch mal mit dem Reisebüro in Quito. Man gab mir Entwarnung. Alles ist so gebucht, wie auf unseren Unterlagen ausgewiesen. 

Unser Ziel heute war Riobamba, ca. 5h nördlich von Cuenca gelegen. Als wir in Cuenca am Busbahnhof ankamen, fuhr gerade ein Bus ab. Ein Angestellter der Busgesellschaft schaffte es aber noch, den fast leeren Bus anzuhalten, so brauchten wir nicht zu warten. Die Fahrt dauerte dann 6h, der Bus hielt auch an jeder Ecke. Ziemlich schnell war er wieder sehr voll. Im obligatorischen Fernseher lief eine DVD mit einem brutalen ab-18-Film, dem sich das jüngere Publikum natürlich gern annahm. Die Andenlandschaft war wieder schön anzusehen. Die Wolken hingen sehr tief, in den oberen Regionen fuhren wir mitten durch. Es regnete wieder. Ab und zu sahen wir die Gleise der Zugstrecke, die wir morgen befahren wollen. Als wir im Talkessel von Riobamba (2750m) ankamen, hörte es für kurze Zeit auf zu regnen. Trotzdem sahen wir keinen der schönen Vulkane, die um die Stadt stehen.

Vom Busbahnhof wollten wir zum Hotel laufen, aber nach einigen min und Schritten war uns klar, dass wir nicht an dem Busbahnhof angekommen waren, in dessen Nähe wir es vermuteten. Also doch wieder ein Taxi. Der Fahrer war sehr nett und klärte uns sogar auf, dass es in dieser Stadt eine Abmachung gibt, nicht mehr als 1 $ für eine Taxifahrt zu verlangen. Das Hotel war sehr gut und kostete 8 $ pro Person. Frühstück 3 $.

Nun gingen wir gleich zum Zugbahnhof. Zug fahren in Ecuador ist etwas ganz besonderes. Es existieren nur noch 3 Strecken. Alle anderen sind nach schweren Erdrutschen teilweise weggespült und stillgelegt. Auf 2 Strecken fahren noch sporadisch Züge nach "Touristen" -Voranmeldung. Die eine Strecke aber ist eine Touristenattraktion. Sie führt halt von Riobamba über Alausí nach Sibambe. Ein Abschnitt davon (zwischen Alausí und Sibambe), die "Teufelsnase" wurde schon 1908 gebaut und galt als schwierigste Eisenbahnstrecke der Welt. Innerhalb kürzester Zeit fährt der Zug dort 600 Höhenmeter (immer vorwärts und rückwärts stoßend) hinunter und später auf der Rückfahrt wieder hoch. Dabei kann man auf dem Dach mitfahren. Die gesamte Fahrt dauert ca. 6 Stunden.

Genau dafür wollten wir uns für den nächsten Tag Tickets holen. Da der Zug nur 3x pro Woche (Mi., Fr. und So) fährt, hatten wir in Cuenca schon einen Tag mehr verbracht, als geplant. Am Bahnhof kam dann die Ernüchterung. Dort stand ein geschäftstüchtiger Herr (ohne Englischkenntnisse) und versuchte uns Folgendes zu erklären. Wegen vermutlich neuerer Erdrutsche würde der Zug nicht ab Riobamba, sondern nur das schöne Stück (die Teufelsnase) von Alausí nach Sibambe hin und zurück, fahren. Dauer ca. 2 Stunden. Wir könnten aber für 2,50$ mit dem Bus seiner Gesellschaft nach Alausí fahren und von dort dann mit dem Zug. Er würde sich dort persönlich um die Zug-Fahrkarten kümmern, die wir natürlich gleich zusätzlich zu dem Bus-Geld mitbezahlen würden.
Unser Problem: die Busstrecke waren wir heute schon in die entgegengesetzte Richtung gefahren. Außerdem sollte der Bus schon um 7 Uhr abfahren (sicherheitshalber wegen der Zugtickets). Er wäre dann 9 Uhr in Alausí und wir müssten, bis der Zug um 12:30 Uhr fährt, in diesem kleinen Nest ausharren. Nach dieser Planung hätten wir dann frühestens um 16:00 in Riobamba zurück sein können. Das wiederum hätte dann vielleicht gerade so gereicht noch einen Bus nach Banjos zu bekommen, da wir möglicht noch heute Abend nach dorthin weiter wollten.
Zähne knirschend kauften wir also die Tickets. Hätten wir da schon gewusst, was wir am nächsten Tag erfuhren...

Nun gingen wir erst mal Pizza essen. Sie war aber nicht der Erwähnung wert. Nach einem kleinen Stadtrundgang, natürlich im Nieselregen, gingen wir ins Bett.

 

   

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