Tag 23: Fr. 25.3.
Guayaquil

Nach 16 Tagen der erste Regen! Und das in der Regenzeit. Die Temperaturen sanken trotzdem nicht unter 31°C in der Nacht und waren unerträglich. Der Ventilator schaffte genauso wenig Abkühlung wie der Regen. Es schüttete wie aus Eimern. Als wir aufstanden, hatte es aufgehört. Kurz nach dem Frühstück fing es wieder ein wenig an. Wir schauten uns die Raubtierfütterung der Hoftiere an. Von Viktoria ließ ich mir die Busverbindung und die Preise in das Zentrum erklären und dann stapften wir los, um Guayaquil zu erkunden. Da die Stadt eine der gefährlichsten Südamerikas sein soll, ließen wir alles Unnötige im Hotel. Mit Reiseführer, ein paar Dollars und Knipse ging es los. Die Sonne schien schon wieder erbarmungslos.

Für zusammen 50 Cent  nahmen wir einen Stadtbus, der auseinander zu fallen drohte. Die Sitzabstände sind so, dass man sich ab einer Größe von 1,68m quer setzen muss. Wir wussten auch nicht so genau, wo wir aussteigen mussten. Irgendwann ließen wir den Busfahrer dann anhalten und liefen zur Malecón. Das ist die Uferstraße und Vorzeigepromenade der 3 Mio. Stadt. Es war viel los, schließlich war Karfreitag.
Die Sicherheitsvorkehrungen in dieser Stadt sind enorm. An wirklich jeder Straßenecke steht mind. ein Polizist mit Schlagstock und Pistole oder Maschinenpistole. Einfach überall. Im Stadtbezirk unseres Hotels wirkt jedes Haus wie eine Festung: Hohe Mauern, Gitter und Stahlzäune sind ein Muss. Natürlich steht Polizei auch an jeder Bank und jedem "besseren" Geschäft. Man fühlt sich gut bewacht. Natürlich gibt es auch Stadtviertel und Slums, wo sich selbst die Polizei nie hintrauen würde, aber als Tourist hat man da eh nichts zu suchen. Und wenn man nicht alles, was man hat, offen zur Schau stellt, dann geht das schon, zumindest am Tag.

Dumm, wie ich eben so bin, musste ich mich nun am Ende des Urlaubs noch mal verbrennen. An die  Sonnenmilch hatte ich in der Stadt gar nicht gedacht. Wäre aber auch hier angebracht gewesen, zumal das Gestirn den Rest des Tages nicht von uns ab lassen wollte. Inga ging es ähnlich. Nach der Malecón konnte ich sie gerade noch überreden, die 444 Stufen auf dem Cerro Santa Ana - Hügel hoch zu steigen. Ohne ihren Sombrero war sie dem Sonnenstich nahe.

Leider wehte oben ebenfalls kaum ein Lüftchen. Aber die Aussicht auf die Stadt war gut. Las Peñas, der Stadtteil, der sich an den Hügel schmiegt, ist heute eine Touristenattraktion mit vielen bunten Häusern, Restaurants und Cafés. Noch vor wenigen Jahren hatte sich hier niemand hingetraut. Da sah er noch genauso aus wie der Nachbarhügel Cerro del Carmen, wo sich auch heute noch keiner hintraut.

Die Kriminalitätsrate ließ die Polizei verzweifeln. Dann wurde vor ca. 5 Jahren begonnen, die verwahrlosten Häuser zu restaurieren und anzumalen. Zur Freude der Anwohner und Touristen stehen heute so viele Security-Leute da, dass wohl kaum noch etwas passieren kann. Am Cerro del Carmen soll es auch bald los gehen.

Inga kaufte sich ein Eis und ich mir eine Sprite und schon war der weitere Weg viel einfacher zu bewältigen. Wir schauten noch bei der Kirche San Francisco und der Kathedrale vorbei. Reinkommen war unmöglich, da die Kirchen am Karfreitag überquollen. So voll habe ich noch nie eine Kirche gesehen. Dann kamen wir zufällig an einem Laden vorbei, auf dessen Theke ganz viele tropische Früchte standen. Es war ein Saft-, Eis- und Fruchtsalat-Laden. Dort sah alles so appetitlich aus, dass wir nicht vorbeigehen konnten. Inga aß einen Pfirsich-Erdbeer-Salat und ich einen Erdbeereisbecher, bestehend aus einem kompletten Erdbeerfeld und 3 Eiskugeln, die eher Medizinbällen denn Kugeln glichen. Für 3,30 $. Super.

Im Parque Seminario wurden gerade riesige, langschwänzige, grüne Leguane gefüttert. Diese Tiere leben hier in den Bäumen und steigen nachmittags zur Freude der Passantenmassen herunter, um sich an den Essensresten der umliegenden Hotels gütlich zu tun. Es sind unglaublich viele Tiere, die relativ zahm sind. Man muss sich allerdings in Acht nehmen, denn das, was dann ab und zu von den Bäumen herunterfällt, würde Tauben vor Neid erblassen lassen...

Nachdem Inga noch 2 Mitbringsel erstanden hatte, wollten wir mit dem Bus zurück fahren. Aber wo fährt er ab? In der Stadt gibt es nur Einbahnstraßen. Wir liefen zu der Stelle, an der wir den Bus verlassen hatten und wartete auf diesen (den 88er). Als er kam, fragte ich den Fahrer, ob er auch nach La Alborada zurück fährt, und nachdem er bejahte, stiegen wir in das antike Gefährt und ließen uns heim schaukeln.

Im Hotel steckten wir etwas Geld und die Visakarte ein und gingen essen. Die Portionen hatten in etwa die doppelte Größe, von dem, was man verspeisen kann. Nach dem Essen kalkulierten wir durch, was wir noch an Geld für morgen, das Hotel und die Ausreise benötigen und holten im "Hochsicherheitstrakt" einer Pichincha-Bank noch ein paar Dollar ab. Den letzten Abend verbrachten wir auf der Hotelterrasse, amüsierten uns über die Sittiche und die Wollkatze und lasen bzw. schrieben Tagebuch.

 

   

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