Tag 23: Sa. 7.9.
Pampa bei Santa Rosa

Die Gaze tat gute Dienste. Es waren kaum Mücken im Zimmer. Früh schafften wir das Gepäck zum Tourveranstalter. Dann gingen wir zur TAM. Den Flug zu verschieben war gar kein Problem. Ein Eintrag im Buch genügte. Zur Sicherheit ließen wir auch in den Tickets einen Eintrag machen. Dann noch schön gefrühstückt und schon kann das Abenteuer beginnen.

Es ging los mit einer 3-stündigen Jeepfahrt nach Santa Rosa. Der Ort liegt in der Pampa, 110 km weg von Rurre. Eine staubige Piste führte dorthin. Außer dem Fahrer, zwei Führern und 2 Köchinnen waren wir zu acht. Wir, ein Däne, 2 Schweizer und 3 Australier(-innen).
Die Pampa ist, je nach Jahreszeit, Gras- oder Sumpflandschaft durchschnitten mit Flussläufen, die waldgesäumt sind. Viele Tiere tummeln sich dort. In Santa Rosa gab es Lunchpakete, bestehend aus Steak, Reis und Pommes. Mittlerweile hatte sich der Wind verstärkt und es fing an zu regnen. Zum Glück war es nur ein Schauer.

Dann ging es rauf aufs Boot. Den Außenborder angeworfen und ab geht es. Die beiden Führer waren 19 und 20 Jahre. Wir schipperten über den Yacuma. Es ging gleich richtig los. Schon nach wenigen Minuten sahen wir die ersten Wasserschweine (eigentlich Capybaras, die größten Nagetiere) am Ufer. Recht putzige Tierchen, die den ganzen Tag nur am Fressen und Schlafen sind.

Dann tauchten die ersten Alligatoren auf. Faul und vermeintlich träge lagen sie am Ufer oder im Wasser, wo meist nur Augen und evtl. eine Schnauze herausguckte.

Weiterhin sah man viele Vogelarten. Manche geben die urtümlichsten Geräusche von sich, wie z.B. die Hoatzins, eine sehr seltene Art.
Die Fahrt dauerte ca. 3 Stunden. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn keine Wand zwischen den Alligatoren und dem Boot ist. Allerdings werden sie auch nur maximal 3 m lang und fliehen i.A. vor dem Menschen. Die nächstgrößeren sind die Kaimane. Sie werden über 4 m lang und sind sehr angriffslustig. Voriges Jahr wurde ein Touristenboot von einem Kaiman attackiert. Mit einem Paddel konnte es vertrieben werden. Die Größten sind die Krokodile (bis 6 m lang). Die fressen alles, was ihnen in den Weg kommt. Die gibt es aber nicht in Bolivien. Kaimane sieht man fast nie. Wir bekamen keines vor die Linse.
Weiterhin tummeln sich massenhaft Wasserschildkröten am Fluss.

In tieferen Regionen sahen wir ab und zu die rosa Amazonasdelfine. Wird man von einem Alligator angegriffen, sollen die Delfine dem Menschen helfen. Aber man muss ja nicht alles überprüfen. Auch einige Affenhorten waren zu besichtigen. Eine kleine Art ("Bolivian Squirrel-Monkeys") ließ sich mit Bananen füttern. Die hatten sich schon an Touristen gewöhnt.

Adler, Ibisse und Tukane säumten den Weg. Es war wie ein vorbeiziehender Zoo. Zusätzlich gab es  Bäume, Lianen, Wasserpflanzen und sonstiges Grünzeug zu bestaunen. Genau wie in der Südamerika-Halle im botanischen Garten. Allmählich konnte man auf den Brettern nicht mehr sitzen. Wir waren froh als wir das Camp erreicht hatten.

  Ausladen, Moskitonetze aufhängen und Gegend bestaunen waren die nächsten Tätigkeiten.

Eine weitere wichtige Maßnahme: Autan schmieren. Viel. Hilft auch gut für ca. 2 Stunden. Alles voll Mücken. Und riesiger Schmetterlinge. Aber die stechen ja nicht. Nach dem Abendessen (Nudeln a la Bolognese) ging es auf Nachtbootsfahrt. Zwischen den vielen Glühwürmchen leuchteten auch ab und zu Alligatorenaugen. Unsere beiden Führer wollten mit einer Schlinge schon am Tag einen Alligator fangen. Das misslang. In der Nacht sollte es einfacher sein, da die Viechter dann schlafen. Augen gesichtet, also mit nackigen Beinen in die Brühe und hin zum Krokodil. Gruselig. Fand auch der Alligator und flupp, war er weg. Beim 3. oder 4. klappte es dann. Zu zweit wurde dann am Boot die Schnauze zugebunden und dann, oh Schreck, das Krokodil in das kleine Boot gehievt. Es war nicht ganz so groß. Knapp 2 m.
Jetzt ging das Abenteuer richtig los, denn das Tier, direkt vor uns, befreite sich aus der Maulschlinge und schickte sich mit einem Satz an, uns zu erobern! Die Führer konnten es in letzter Sekunde mit einer Bauchschlinge, die auch schon wegrutschte, halten. Trotzdem zogen wir es vor, mit einem Satz zitternd hinter der nächsten Sitzbank dem Geschehen arg zu wöhnen. Schließlich hatten sie es unter Kontrolle und fuhren das Boot an das Ufer. Dort wurde das Kroko hingelegt und jeder streichelte es. Einige Ausreisversuche wurden vereitelt. Dann wurde es auf den Rücken gerollt. Da die Kriechtiere wechselwarm sind, brauchen sie immer Wärme. Den Bauch streicheln mochte "Anita" dann wohl auch, denn sie machte keine Versuche mehr, sich zu befreien.
Die Führer erzählten viele wissenswerte Sachen über Krokodile, auch, dass man mit einem Kaiman so etwas nicht machen könne. Danach wurde Anita befreit und flüchtete in den Wald. Wahrscheinlich bleibt sie dort vor Schreck noch eine Woche. Der eine Führer hat bei der Aktion einen kleinen Biss davongetragen.

Im Camp saßen wir dann noch rum, beobachteten die Mäuse und Frösche im "Essensraum" und stellten fest, dass auch im Schlafraum einige davon wohnten. Natur pur.

 

  

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